Manaus ist ein Kind des Gummi-Booms. Die Metropolis im Urwald mit über 2 Millionen Einwohnern ist das Zentrum der Elektronikproduktion Brasiliens. Die Stadt prunkt mit wunderschön restaurierten Gebäuden aus der Gummi-Zeit. Das prachtvolle Opernhaus von Manaus, das Teatro Amazonas im Stil der italienischen Renaissance und der pompöse Palacio Rio Negro, erbaut als Residenz des Kaufmanns Waldemar Scholz, sind Luxustempel aus der Blütezeit des Urwald-Paris der Kautschuk-Zeit. Anderen Gebäuden erging es nicht so gut. Zwischen Hafen und Markt stehen einige Relikte des der Kautschuk-Zeit, bei denen Himmel, Büsche und Bäume durch leere Fensterhöhlen zu sehen sind. Gegenüber von den Hafengebäuden strömt der Geruch von Fischen durch die weit geöffneten Türen. Hier, in den Markthallen, gibt es neben Fischen alles was Amazonien braucht: Obst und Konserven, Trinkwasser, Hängematten für die Reise im Zwischendeck der Dampfer.
Obwohl eine Allwetterstraße nach Manaus führt, ist die Stadt noch immer das Zentrum des Schiffstransports auf dem Amazonas. Von Manaus transportieren Schiffe Fracht und Passagiere zu allen Häfen Amazoniens. Stromauf bis Peru und stromab bis Belem im Delta, in Reichweite des Atlantik. Im Hafen, dem „Porto Flutuante“ gegenüber vom Markt, liegen die Flussdampfer Seite an Seite. Große Transparente verkünden Zielort und Zeit der Abfahrt. Die Einheimischen nennen die Schiffe „Gaiola“, frei übersetzt „Vogelkäfig“. Die größeren Flussdampfer sind drei Stockwerke hoch. Das unterste Deck beherbergt den Antrieb, die Fracht und die Reisenden der „dritten Klasse“, welche die Passage in der „zweiten Klasse“, ein Deck höher, nicht bezahlen können. Obendrüber, auf dem Deck der 2. Klasse hängen die Hängematten (man muss seine Eigene mitbringen) so dicht an dicht, dass sie aussehen wie ein weiteres Deck. Ganz oben, hinter dem Steuerhaus, gibt es 4 oder 6 „Kabinen“ in der Größe eines begehbaren Schranks für die Passagiere der ersten Klasse. Auf den „besseren Schiffen“ sind diese sogar mit individuellen, meist lautstarken Klimaanlagen ausgestattet. Hier ist das Reservat für zahlungskräftige Einheimische und abenteuerlustige Touristen.
Eine kleine Strecke flussab von Manaus vermischt sich das schwarze Wasser des Rio Negro mit dem milchkaffeefarbenen des des Rio Solimoes. Ab hier weisen auch die brasilianischen Karten den Namen des Flusses mit Amazonas aus. Ein Name den er schon flussauf in Peru trug, bevor er bei Tabatinga auf brasilianischem Territorium dann plötzlich zum Rio Solimoes wurde. Das wirbelnde Muster von hellem und dunklem Wasser soll die Vorlage für die Pflasterung des Platzes vor dem Theatro de Amazonas gewesen sein.